Noch ist der Gestaltungsplan für Wohnen und Gewerbe auf dem Areal Thurgauerstrasse West nicht in Kraft und der Zeitplan für die Ausschreibung der Baurechte ist nicht bekannt. Doch in der bestehenden Siedlung sind Immobilienfirmen mit grossem Eifer daran, Grundstücke zusammenzukaufen und konkrete profitorientierte Neubauprojekte aufzugleisen. Erste Baugesuche wurden Anfangs August 2021 publiziert. Die Absicht ist klar: Möglichst rasch die Planungs-Gewinne realisieren, die durch das Gestaltungsplan-Flickwerk ermöglicht werden. Damit werden die von der IG Grubenacker vorausgesehene Kollateralschäden des eingangs erwähnten Gestaltungsplans wesentlich rascher und umfassender Realität als befürchtet.

Bereits während des Abstimmungskampfes zum Referendum über den Gestaltungsplan Thurgauerstrasse im vergangenen November haben Immobilienfirmen (nicht institutionelle wie z.B. Pensionskassen oder Stiftungen, sondern Teile von z.T. weit verzweigen Firmengeflechten) mehr oder weniger flächendeckend verlockende Kaufangebote in der Siedlung gestreut. Einige Eigentümerinnen und Eigentümer sind auf diese Angebote eingegangen. Ist es jenen, die ohnehin nie in der Siedlung gewohnt haben oder wegziehen zu verargen, dass sie vor dem Verkauf keine Genossenschaft kontaktiert haben? Diese hätte nämlich durchaus vergleichbare Angebote unterbreiten können. Dies unter der Annahme, dass längerfristig Grenzbaurechte ermöglicht werden oder Grundstücke arrondiert werden können, damit grössere Bauten möglich werden. Auf diese Weise kann die bestehende Siedlung nach und nach und behutsam verdichtet werden, z.B. gemäss der Strategie „Metamorphouse“ des Bundesamtes für Wohnungswesen (link).

Geplanter Neubau an der Steffenstrasse 11/13:

Links und rechts bestehende Häuser. Wie es sich gehört, ist die Perspektive so gewählt, dass alles viel luftiger aussieht als in der Realität
Nicht nur die baulich wird verdichtet, sondern es wird auch der Wald am Bahndamm massiv aufgeforstet.

Voraussetzung dafür ist allerdings ein städtebauliches Konzept für das ganze Gebiet zwischen der Thurgauerstrasse und der Bahnlinie. Die Anwohnenden haben ein solches Konzept mehrfach von Politik und Verwaltung gefordert – leider ohne Erfolg. Es würde den Eigentümern als Leitlinie für eine langfristig quartierverträgliche bauliche Gestaltung dienen – auch unter Berücksichtigung z.B. von Grün- und Freiräumen oder der Verkehrserschliessung. Jetzt geschieht das Gegenteil: Eine konzeptlose, parzellenweise Verdichtung, die zu einer beliebigen architektonischen Gestaltung führt. Gleichzeitig wird das Verkehrsaufkommen auf der Steffenstrasse mit einem Schlag mehr als verdoppelt. Damit tritt exakt das Szenario ein, welches die Anwohnenden vermeiden wollen. An die Stelle von Lebensqualität und bezahlbarem Wohnraum treten Beton-Einerlei und zivilisatorische Beliebigkeit.

Hauptsache, es geht „vorwärts mit dem bezahlbaren Wohnungsbau“ auf dem Areal Thurgauerstrasse. Was rundherum passiert ist egal.

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